Die Kreisauskunftsbüros üben die Zusammenarbeit
„Bei einer größeren Schadenslage oder im Katastrophenfall muss in der Regel mit einer Vielzahl verletzter und evakuierter Personen gerechnet werden“, so der verantwortliche Leiter des Kreisauskunftsbüros des BRK-Kreisverbandes Schweinfurt, Helmut Endreß.
Die Kreisauskunftsbüros des Bayerischen Roten Kreuzes der Landkreise Bad Kissingen, Kitzingen, Miltenberg-Obernburg, Main-Spessart, Schweinfurt und Würzburg übten am letzten Samstag in Schweinfurt die enge Vernetzung der Suchdienststrukturen.
„Bei einer größeren Schadenslage oder im Katastrophenfall muss in der Regel mit einer Vielzahl verletzter und evakuierter Personen gerechnet werden“, so der verantwortliche Leiter des Kreisauskunftsbüros des BRK-Kreisverbandes Schweinfurt, Helmut Endreß.
„Die Erfahrungen aus mehreren schrecklichen Katastrophen, wie Hochwassereinsätze und Evakuierungen anlässlich von Bombenfunden oder Unglücksfällen in der jüngeren Vergangenheit zeigen die Notwendigkeit der Arbeit des DRK-Suchdienstes und seiner Personenauskunftsstellen:
Verwandte, Bekannte und Freunde von Opfern können sich in einer solchen Situation an das Deutsche Rote Kreuz wenden, um sich über einen vermissten Angehörigen zu informieren.“
Endreß konnte zu dieser Veranstaltung 26 Teilnehmer aus 6 Landkreis begrüßen. Sein besonderer Gruß galt dem Bezirksleiter des KAB, Ralf-Jochen Scheibe und seinem Stellvertreter Karl-Heinz Zang.
Das DRK-Hilfeleistungssystem
Das DRK ist von der Bundesregierung beauftragt, das sog. Amtliche Auskunftswesen in Zeiten bewaffneter Konflikte auszuüben. Darüber hinaus beauftragt das Bayerische Katastrophenschutzgesetz alle freiwilligen Hilfsorganisationen (Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Bundesverband für den Selbstschutz, DLRG, JUH, MHD und ASB) nach dem Registrierverfahren des Roten Kreuzes die Katastrophenbetroffenen, an der Rettung, Betreuung und Versorgung sie neben dem Roten Kreuz mitwirken, zu registrieren. Dadurch ist es dem Roten Kreuz möglich, mit seinem bundesweiten Netzwerk der Angehörigen-Auskunftsstellen auch bei Katastrophen und Großschadenslagen tätig zu werden.
Hierfür richtet das DRK bei den DRK-Landes- und Kreisverbänden Personenauskunftsstellen gemäß den Vorgaben der landesrechtlichen Regelungen zum Katastrophenschutz ein. In 10 Bundesländern gibt es derzeit hierzu konkrete Vereinbarungen zwischen den unteren Katastrophenschutzbehörden und dem DRK.
Dieses Hilfeleistungsangebot des DRK-Suchdienstes für vermissende Angehörige ergänzt somit sinnvoll das klassische Leistungsspektrum im Bevölkerungsschutz.
Das komplexe Hilfeleistungssystem des DRK gewährleistet die Vernetzung und das strukturierte Zusammenwirken mit den anderen DRK-Fachdiensten, zum Beispiel mit der psycho-sozialen Notfallversorgung, dem Betreuungsdienst und mit dem Sanitäts- und Rettungsdienst.
Wie arbeiten die Personenauskunftsstellen?
In einer Angehörigen-Auskunftsstelle des DRK-Suchdienstes werden die Informationen über Betroffene von Schadensereignissen gesammelt, systematisiert und ggf. aufbereitet. Sie stehen so für eine qualifizierte und schnelle Auskunft an suchende Angehörige zur Verfügung.
Durch die effiziente Verzahnung der Registrierung der Betroffenen in den Sammelstellen -oder später in den Krankenhäusern und Notunterkünften- bis zur Auskunft an die Angehörigen ist der Prozessablauf im Fall eines Schadensereignisses durchgängig.
Die eingehenden Registrierunterlagen und Information werden im DRK-Kreisauskunftsbüro sowohl in einer manuellen Kartei als auch elektronisch („Xenios“) angelegt.
Die eingehenden Registrierunterlagen, werden im speziell für das DRK Bundesweit entwickelte EDV Programm Xenios eingegeben. Für diese Tätigkeiten sind Schreib- und EDV-Kenntnisse notwendig.
Diese zweigleisige Arbeitsmethode garantiert die Auskunftsfähigkeit der DRK-Personenauskunftsstellen in jedem Schadenszenario und auch bei kritischer Infrastruktur.
Wo arbeiten die Personenauskunftsstellen?
Die Auskunftsstellen sind überwiegend in den Geschäftsstellen der DRK-Kreisverbände untergebracht und nutzen so die bereits vorhandenen Ressourcen wie Telefonanlage, PC, Büromaterial etc. mit. Zum Teil bestehen auch Einrichtungsmöglichkeiten in Kreisverwaltungen und anderen Behörden. Um in einem konkreten Einsatzfall direkt vor Ort Daten erfassen zu können, sind künftig in Bayern sog. Schnelleinsatzgruppen KAB vorgesehen, die die Möglichkeit haben, mobile Auskunftsstellen einzurichten. Die dafür genutzen Fahrzeuge sind mit neuester Technik ausgestattet und werden eingesetzt, um die Helfer vor Ort zu unterstützen und die erfassten Daten an die Kollegen weiterzuleiten.
Um Suchanträge der Bevölkerung entgegenzunehmen wurde eine Annahmestelle eingerichtet. Hier können die Suchanträge sowohl persönlich oder telefonisch entgegengenommen werden.
Beim DRK-Suchdienst Standort München steht rund um die Uhr ein mit 12 Abfrageplätzen eingerichtetes Call-Center zur Verfügung. Dieses ist insbesondere für Ereignisse mit internationalem Bezug, aber auch als zentrale Auskunftsstelle für nationale Schadenslagen zur Unterstützung der regionalen DRK-Einrichtungen konzipiert.
Schnittstellen zu anderen Hilfsangeboten
Ausbildung der Helfer
Seit 2011 erhalten alle Helfer in den Kreisauskunftsbüros (KAB) mit der Fachdienstausbildung Suchdienst (Auskunftswesen bei Konflikten und Katastrophen) eine umfassende Qualifizierung, damit sie im Einsatzfall entsprechend reagieren können. Die neu konzipierte Ausbildung umfasst 5 Module; sie vermitteln zukünftigen Einsatzkräften u.a. Grundlagen der Suchdienstarbeit, die Arbeitsweise in den Auskunftsstellen sowie die Handhabung der verwendeten IT-Struktur („Xenios“). Der DRK-Suchdienst ist auch wichtige Schnittstelle zum Angebot psychosozialer Hilfeleistungen, so dass spätere Einsatzkräfte während der Ausbildung z.B. in der Gesprächsführung sowie auf das Erkennen psychosozialer Notlagen hin geschult werden. Damit erlernen sie grundlegende Methoden für den sensiblen Umgang mit Betroffenen. Im abschließenden Modul 5 der Ausbildung haben die Helfer dann Gelegenheit, ihre neuen Fähigkeiten praktisch umsetzen: Im Rahmen einer simulierten Katastophe wird deutlich, wie ein KAB im Ernstfall funktioniert.
Ergänzung der Polizeiarbeit
Angesichts des gesteigerten Informationsbedarfs von Angehörigen in Krisen und der zeitlichen Herausforderung dabei, insbesondere in der Akutphase eines Schadensereignisses, sind die DRK-Personenauskunftsstellen eine wichtige Ergänzung zur Vermisstensuche durch die Polizei. Der DRK-Suchdienst konzentriert sich in diesem Bereich nicht auf die Ermittlung des Aufenthaltsortes, sondern auf die angemessene Betreuung der hilfesuchenden Angehörigen und umgehende Bereitstellung von Informationen über den Verbleib ihrer vermissten Familienmitglieder.
In der Übung ging es darum gemeinsame Ressourcen zu nutzen und sich gegenseitig zu ergänzen. Auch die Stressbelastung der Helferinnen und Helfer war über den ganzen Tag ein wichtiges Thema und rechtzeitig Wechsel der Tätigkeitsfelder vorzunehmen. Am Ende der Übung waren alle Teilnehmer beeindruckt von der reibungslosen Zusammenarbeit in Teams, obwohl man sich vorher z.T. nicht kannte.
Endreß dankte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich in allen Landkreisen weitere Helferinnen und Helfer im Ehrenamt für das Kreisauskunftsbüro finden.