"Ein Vorbild für Jüngere"
Wolfgang Friedrich ist seit sechzig Jahren ehrenamtlich beim BRK in Gerolzhofen tätig.
Wolfgang Friedrich, ein Urgestein des BRK in Gerolzhofen. Der 77-jährige ist der letzte aktive Rot-Kreuzler aus dem ehemaligen
Kreisverband Gerolzhofen. Seit der Gebietsreform im Jahre 1972 gehört dieser bekanntlich zum Kreisverband Schweinfurt.
"Ich bin doch gar nicht der letzte" macht der symphatische Rot-Kreuzler gleich zu Beginn deutlich, denn mit Andreas Füglein (Michelau)
gibt es noch einen ehemaligen Mitstreiter, der aber nicht mehr aktiv dabei ist. Wolfgang Friedrich ist es heute noch. Die Blutspender, die jeden ersten Donnerstag ins Rotkreuz-Haus Gerolzhofen kommen, kennen ihn als "Empfangspersonal". An ihm
kommen sie nicht vorbei, registriert er doch zuverlässig. "Einmal nur hat er seit nunmehr 12 Jahren gefehlt. Wie kam er dazu? Die damalige und kürzlich verstorbene Gerolzhöfer Bereitschaftsleiterin Helga Bäuerlein hat ihn gebeten. Und er sagte spontan zu.
Und dann leuchten die Augen von Wolfgang Friedrich, als er von früher erzählt.
Begonnen hat sein Engagement im Jahr 1956. Mit einem Erste-Hilfe Kurs bei dem, in Reihen des Roten Kreuzes sehr engagierten und bekanten Philipp Wachtel.
1956 verstarb Friedrichs Vater und er erbte er dessen Moped, eine alte Hercules. Bereits ab seinem 18 Lebensjahr gehörte er dann bereits zur Motorradstaffel des BRK die es im ehemaligen KV Gerolzhofen bis etwa Ende der 1950er Jahre gab, wie Friedel Tellert, der Ehren-Kreisbereitschafsleiter nachforschte. Viele Lehrgänge (unter anderem seine Sanitätsausbildung im Jahre 1958) hat der kürzlich vom BRK Geehrte absolviert, erzählt in diesem Zusammenhang lachend von "Urviech" Franz Räth. Dieser habe ihn und allen Anderen zusammen mit Leo Fieger viel beigebracht. Und kommt auch auf den zivilen Bevölkerungsschutz (ZB) zu sprechen, der später bundesweit vom Roten Kreuz dann übernommen wurde "Wir hatten früher eine ganz große Kameradschaft" blickt Friedrich zurück. Diese Kameradschaft hält der 77-jährige auch heute für eminent wichtig. "Ohne Kameradschaft geht nichts" ist sich der symphatische Gernacher sicher. Und erzählt schmunzeln von einer sehr lustigen Begebenheit. "Auf der Rückfahrt von einem Dienst haben wir drei Hasen überfahren" so Friedrich. "Eine unserer Damen, die dabei war, machten darauf Hasenbraten". Zum Essen ging es dann in den Weinkeller eines anderen Kollegen. Kameradschaft pur.
Die erwähnte Kameradschaft trat auch immer beim Sanitäts-Dienst in Volkach beim Weinfest zu Tage. Hier war er für zig Jahre dabei. Just in dem Jahr als Philipp Wachtel in Ausübung des Dienstes 1971 tödlich verletzt wurde, war er das erste Mal nicht dabei. Eine Fügung des Schicksals ? Er blieb trotz dieser schlimmen Gegebenheit weiter engagiert dabei.
Und dann wird Wolfgang Friedrich nachdenklich. Denn: Seinen ersten Einsatz Anfang der 1960er Jahre wird er nicht vergessen. Zusammen mit Helga Strasser führte ihn der Einsatz von der Baracke am Bahnhof Gerolzhofen nach Obervolkach (gehört heute zum Landkreis Kitzingen). Ein Radfahrer war gestürzt. Als sie ankamen, war bereits ein Arzt da und versorgte den Mann. Sie fuhren den Verletzten ins nahegelegene Krankenhaus Volkach. Nach einem weiteren Einsatz wurden die Beiden wieder ins Krankenhaus Volkach gerufen, um den verletzten Radfahrer nach Würzburg in die Klinik zu verlegen. Im Nachhinein "erfuhren wir, dass er es nicht geschafft hat" so Wolfgang Friedrich auch heute noch nachdenklich. "Das ging mir sehr lange nach" so der Rot-Kreuzler.
Wolfgang Friedrich, der gerne an die bereits Verstorbenen Rot-Kreuzler Philpp Wachtel, Heinz Höhn und Leo Fieger denkt, ist sich sicher: "Eine solche Tätigkeit beim Roten Kreuz muss von Herzen kommen, man bekommt dafür das schöne Gefühl, helfen zu können". "Solange ich es kann und auch gebraucht werde, mache ich es gerne" fügt er weiter an.
In all den Jahren hat er eine ganz wichitige Stütze an seiner Seite. "Meine Erna" sagt er voller Stolz. "Ohne sie wäre es nicht gegangen" macht Friedrich deutlich, der seine Frau 1966 heiratete. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Zusammen mit seiner Frau schaffte er die Mehrfachbelastung aus Hausbau, Kinder, Arbeit und seinem Ehrenamt.
Sehr Stolz ist er zu Recht auf sein scheckheftgepflegtes Dienstbuch (siehe Foto) das er hegt und pflegt. Auch seine vielen Bilder aus einer längst vergangenen Zeit sprechen eine eigene Sprache. Als ehemaliger Busfahrer organisierte er für die Rot-Kreuz-Kollegen viele legendäre Ausflüge. Mit denen er 1975 startete und bis ins Jahr 1997 (die letzte Fahrt führte auf die Insel Rügen) aufrecht erhalten hat.
Der bisherige Gerolzhöfer Bereitschaftsleiter, Christian Schad lobt Wolfgang Friedrich: "Er hat eine Vorbildfunktion für Jüngere" und blickt "auf die unvorstellbare, lange Ehrenamtszeit zurück" so Schad. Der am Donnerstag dieser Woche neu gewählte Bereitschaftsleiter, Simon Saar, freut sich über "die Erfahrung, auf die man zurückgreifen kann".
--Text und Repro/bzw. aktuelle Bilder: Gerad Effertz