BRK-Kreisauskunftsbüro probt den Ernstfall als Personenauskunftsstelle
„Gott sei Dank hatten wir so ein Ereignis noch nicht!“, sagt Helmut Endreß und klopft zur Bekräftigung dreimal auf die Tischplatte. Die Mitstreiter und Mitstreiterinnen vom Kreisauskunftsbüro (KAB) des Bayerischen Roten Kreuzes müssen regelmäßig für den Ernstfall üben. Das war auch am vergangenen Samstag so.
Angenommen wurde folgendes Szenario: Eine schwere Explosion erschüttert die Innenstadt von Kabstadt (eine fiktive Stadt), Einwohner hören einen dumpfen Knall. Mehrere Explosionen folgen, zahlreiche Häuser stehen in Flammen. Die örtliche Feuerwehr wird dem Flammenmeer nicht mehr Herr. Es werden mehrere Feuerwehren, die Polizei, der Rettungsdienst aus den umliegenden Kreisverbänden alarmiert. Auch das THW und die Einheiten des Katastrophenschutzes (DRK, JUH, ASB und Malteser) werden in den Einsatz gebracht. Es sind mehr als 300 Einsatzkräfte vor Ort. Eine weiträumige Evakuierung ist angelaufen. Die Polizei und Feuerwehr rufen mit Lautsprechern die Bevölkerung auf, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass giftige Dämpfe austreten.“
Auf Anordnung der unteren Katastrophenschutzbehörde wird eine Personenauskunftsstelle (PASt) vom Kreisauskunftsbüro des Bayerischen Roten Kreuzes (der gemeinsamen Auskunftsstelle für alle Hilfsorganisationen) eingerichtet und betrieben.
Eine PASt wird, je nach Lage, präventiv bei Großveranstaltungen und Großeinsätzen und stets bei Konflikten und Katastrophen eingerichtet. Sie sammelt Meldungen und Anfragen über den Verbleib von Personen und erteilt Auskünfte zum Verbleib Betroffener an berechtigte Personen. Darüber hinaus arbeitet sie mit der Katastrophen-Einsatzleitung, der Polizei, der Rettungsleitstelle und anderen beteiligten Ämtern und Behörden zusammen und sichert den Datenrückfluss an die Katastrophenschutzbehörde im Rahmen des Katastrophenmanagements.
Die Arbeit dieses Fachdienstes des Bayerischen Roten Kreuzes ist bei Katastrophen gefragt, bei denen viele Menschen zu Schaden kommen können: bei möglichem Absturz von Passagierflugzeugen, bei Flutkatastrophen, bei Massenunfällen auf der Autobahn oder eben bei einem Szenario, wie am Samstag angenommen.
Wenn Angehörige möglicher Betroffener keinen Kontakt zu den Lieben bekommen und im ungewissen sind, ob ihnen etwas zugestoßen ist, werden sie an das Kreisauskunftsbüro geleitet. Hier werden Verletzte registriert und Suchanfragen bearbeitet. Endreß: „Wenn wir dies zusammenführen, ist das unser Erfolg.“ Da gilt es nicht zuletzt, wenn hunderte von Feuerwehrleuten, Sanitätern, Technischen Hilfskräften, Polizeibeamten im Einsatz sind, die Übersicht zu bewahren, zu wissen, wer gerade wo in welcher Einheit und in welcher konkreten Mission vor Ort ist.
Die freiwilligen Hilfsorganisationen (Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Bundesverband für den Selbstschutz, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, Johanniter-Unfallhilfe, Malteser-Hilfsdienst, Arbeiter-Samariter-Bund) registrieren nach dem Registrierverfahren des Roten Kreuzes die Katastrophenbetroffenen, an deren Rettung, Betreuung und Versorgung sie neben dem Roten Kreuz mitwirken.
Sie geben die für den DRK-Suchdienst bestimmten Ausfertigungen der Registriervordrucke auf schnellstem Wege an die vom Roten Kreuz im Einvernehmen mit der zuständigen Katastrophenschutzbehörde (Kreisverwaltungsbehörde, Regierung, Bayerisches Staatsministerium des Innern) errichtete gemeinsame Auskunftsstelle der freiwilligen Hilfsorganisationen im Katastrophengebiet.
Anschrift und Rufnummer der Auskunftsstelle werden vom Katastropheneinsatzleiter oder in seinem Auftrag vom Leiter der Auskunftsstelle über Rundfunk, Fernsehen, (Ministerialentschließung vom 21. Juli 1966, MABl S. 362) und Presse bekannt gegeben.
Dabei sind die KAB-Mitarbeiterinnen bei Bedarf selbst als Schnelleinsatzgruppe vor Ort um die Einsatzleitung, den Sanitäts- oder den Betreuungsdienst bei der Registrierung zu unterstützen. Etwas abseits vom Geschehen ist das Kreisauskunftsbüro/Personenauskunftsstelle. „Das ist Absicht. Denn man braucht für diese Arbeit Ruhe“, erklärt Helmut Endreß, der nach seiner aktiven Zeit als Kreisgeschäftsführer im BRK Schweinfurt das Amt als Leiter des Kreisauskunftsbüros/Suchdienst seit ca. 6 Jahren ehrenamtlich begleitet.
Ein solches Büro wurde in mehreren Räumen dies Rotkreuzhauses in Gerolzhofen eingerichtet. Hier ist alles rund um die Suche nach Menschen im Katastrophenfall verknüpft: Hier arbeitet die EDV-Abteilung mit Computer, nutzt die Karten-Datei-Abteilung aber ebenso herkömmliche schriftliche Methoden, um die Übersicht zu wahren bzw. herzustellen, hier ist die persönliche Annahmestelle für Suchanträge von ermittelnden Polizeibeamten und Angehörigen, hier läuft auch die telefonische Annahme von Suchaufträgen der Bürger auf. „Unsere Aufgabe besteht darin, Angehörigen zu vermitteln, wie sie an ihre Angehörigen rankommen können“, erklärt der KAB-Leiter. Bei Notwendigkeit ist die Zusammenarbeit mit anderen Kreisauskunftsbüros zu koordinieren.
Bei der Übung am vergangenen Samstag waren 400 Meldekarten für Einsatzkräfte, 800 Suchdienstkarten für Verletzte und Kranke, 1200 Begleitkarten für unverletzte Personen und 120 Suchanträge eingeplant, was die Helferinnen und Helfer zu bewältigen hatten. Natürlich spielt da die Anzahl der Helferinnen und Helfer und auch der Zeitfaktor eine Rolle, bis wann diese Menge abgearbeitet werden kann. In Gerolzhofen hat jedenfalls der Aufbau, die Einrichtung und der Betrieb der Kreisauskunftsstelle/Personenauskunftsstelle sehr gut funktioniert.
17 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Schweinfurter Kreisauskunftsbüros sind die Schnittstelle für die Bürger. „Das ist sehr wenig“, weiß Helmut Endreß. Schließlich sei alles im Ehrenamt zu leisten, alle sind berufstätig, auch Rentner sind dabei. Da können bei einer Alarmierung auch nicht immer alle rechtzeitig da sein. „Eigentlich werden für eine SEG 5 Leute und für das gesamte KAB 24 Personen benötigt, und natürlich können das sowohl Frauen als auch Männer sein“, wirbt Endreß. Alle zwei Monate trifft er sich mit seinen Mitstreitern. Schließlich ist Schulung für den ehrenamtlichen Job nötig, hin und wieder auch eine Übung, um das Zusammenwirken zu proben. Wichtig sind ihm da auch die sozialen Kontakte untereinander. „Gerade im Ehrenamt ist das Zwischenmenschliche dem Zusammenspiel im Ernstfall förderlich“, betont der Leiter des KAB.
Text/Bilder: Helmut Endreß